Tobias Börding gehört zu den bekanntesten Gesichtern im deutschen Bowling. Bei der diesjährigen World Series of Bowling XVI in den USA konnte er sich erneut auf höchstem internationalen Niveau beweisen – und sorgte mit dem Einzug ins TV-Finale der Scorpion Championship für ein echtes Ausrufezeichen.
Doch Erfolg kommt nicht von ungefähr – er entsteht durch Talent, harte Arbeit und Leidenschaft. Tobias Börding verkörpert genau das: ein außergewöhnlich erfolgreicher Bowlingspieler, der trotz zahlreicher Erfolge stets auf dem Boden geblieben ist.
Was Tobias so besonders macht. Seine sportlichen Leistungen sprechen für sich, doch es ist seine menschliche Art, die ihn in der Bowling-Community so geschätzt macht. Freundlich, respektvoll und stets mit einem offenen Ohr für andere – Tobias Börding ist nicht nur ein herausragender Athlet, sondern auch ein Vorbild für viele.
Im Interview mit der BBU spricht er über intensive Vorbereitung, sportliche Höhen – und die mentale Stärke, die es braucht, um auf Weltniveau zu bestehen.
BBU: Tobias, herzlichen Glückwunsch zu deiner starken Leistung bei der WSOB XVI! Was macht dieses Turnier für dich so besonders?
Tobias Börding: Die World Series ist einzigartig. Man tritt gegen die besten Spieler der Welt an – auf vier verschiedenen, sehr anspruchsvollen Ölmustern. Innerhalb kürzester Zeit muss man sein Spiel anpassen und gleichzeitig konstant auf höchstem Niveau agieren. Diese Herausforderung macht das Turnier so besonders.
BBU: Welche Qualifikationskriterien gibt es für die Teilnahme?
Tobias Börding: In diesem Jahr war die Teilnahme an der World Series erstmals offen. Die ersten 50 internationalen Anmeldungen erhielten automatisch einen Platz im Hauptfeld. In den vergangenen Jahren hingegen lief das Verfahren wie eine klassische Bewerbung ab: Interessierte mussten eine Bewerbungsmappe mit ihren Erfolgen und Qualifikationen einreichen. Anschließend wählte die PBA die 20 vielversprechendsten internationalen Bewerber aus und lud sie zur Teilnahme ein.
BBU: Wie läuft die Turniervorbereitung ab – sowohl sportlich als auch organisatorisch?
Tobias Börding: Die Organisation erfordert einen erheblichen Aufwand: Flüge, Hotel, Mietwagen und das ESTA müssen gebucht oder beantragt werden. Da ich jedoch bereits mehrere Male dort war, konnte ich auf meine gesammelten Erfahrungen zurückgreifen und mir so einiges an Aufwand ersparen. Auch sportlich war die Vorbereitung äußerst intensiv. In den Wochen und Monaten zuvor habe ich fünf- bis sechsmal pro Woche auf der Bowlingbahn trainiert – sowohl taktisch als auch technisch. Zusätzlich habe ich meine Fitness durch Lauftraining und Schwimmeinheiten gezielt verbessert.
BBU: Du hast dich über das Ölmuster Scorpion bis ins TV-Finale gekämpft. Wie bewertest du deinen Erfolg?
Tobias Börding: Das Scorpion-Muster hat mir sehr gut gelegen, da es mir taktisch viel Raum für meine Spielweise gegeben hat. Dass ich es bis ins TV-Finale geschafft habe, war für mich selbst überraschend – aber natürlich umso schöner. Aus den Erfahrungen mit den anderen Ölmustern nehme ich viel mit und werde daran weiter arbeiten.
BBU: Die Vorrunde bestand aus 48 Spielen – über acht Tage hinweg. Was war für dich die größte Herausforderung?
Tobias Börding: Ganz klar: die Konstanz. Über acht Tage hinweg täglich sechs Spiele zu absolvieren, ist eine enorme mentale und körperliche Belastung. Jede Schwächephase kann das Aus bedeuten. Es braucht volle Konzentration, Disziplin – und einen sehr fitten Körper.
BBU: Wie hast du dich auf die verschiedenen Ölmuster vorbereitet?
Tobias Börding: Ich konnte in der 5005 Bowling in Olching alle Muster testen. Das war Gold wert. Dort konnte ich die Charakteristika analysieren und eine Spielstrategie entwickeln. Das hat mir enorm geholfen. Generell bestand meine Vorbereitung aus fünf bis sechs Einheiten pro Woche – kombiniert mit Lauftraining und Schwimmen.
BBU: Welche taktischen Überlegungen hattest du in den Best-of-Five-Matches?
Tobias Börding: Ich habe meine Linien bewusst über alle möglichen fünf Spiele hinweg geplant. Mein Ziel war, meine Stärken im Laufe des Matches immer besser auszuspielen – und gleichzeitig die meines Gegners zu neutralisieren.
BBU: Wie ist es, gegen Spieler wie BJ Moore oder Marshall Kent zu gewinnen?
Tobias Börding: Es ist etwas ganz Besonderes. Ich bin selbst großer Fan vieler Profis – deshalb ist es umso motivierender, sich mit ihnen zu messen. Und ja, es macht auch ein bisschen Spaß, wenn man sie mal aus der Reserve locken kann.
BBU: Hattest du während des Turniers Unterstützung?
Tobias Börding: Absolut. Die Unterstützung der Ball Reps von Motiv war entscheidend. Sie gaben mir Informationen zu den Bahnen und den vorherigen Spielern – das hat mir bei jedem Wechsel enorm geholfen.
BBU: Abschließend – was nimmst du aus der WSOB XVI mit?
Tobias Börding: Dass sich harte Arbeit lohnt. Und dass es sich immer lohnt, mutig neue Wege zu gehen. Für mich war es ein Schritt nach vorne – sportlich und persönlich.
BBU: Vielen Dank, Tobias – und weiterhin viel Erfolg auf deinem Weg!
Fakten: Stark auf Scorpion – solide auf den anderen Ölbildern
Neben seinem spektakulären Lauf auf dem Scorpion-Ölbild musste sich Tobias Börding auch auf drei weitere, sehr unterschiedliche PBA-Ölbildern beweisen. Diese sogenannten „Animal Patterns“ – Viper, Chameleon und Shark – stellen jeweils eigene taktische Anforderungen an die Athleten.

Scorpion Pattern
Vorrunde – 04.–05.03.2025 – 2665 Pins auf 12 Spiele – Schnitt: 222,0
Top 24 – Match Play – 05.03.2025 – 728 Pins auf 3 Spiele – Schnitt: 242,7
Sieg 3:0 gegen Tomas Käyhkö (FIN)
Ergebnisse: 222 : 205 | 258 : 216 | 248 : 226
Über den Gegner: Tomas Käyhkö ist ein mehrfacher Medaillengewinner bei internationalen Turnieren und zählt zu den besten Spielern Europas. Er stand u. a. im Finale der QubicaAMF Bowling World Cup 2023.
Top 16 – Match Play – 16.03.2025 – 813 Pins auf 4 Spiele – Schnitt: 203,3
Sieg 3:1 gegen BJ Moore (USA)
Ergebnisse: 183 : 190 | 232 : 223 | 196 : 150 | 202 : 185
Über den Gegner: BJ Moore ist fester Bestandteil der PBA Tour und bekannt für seine kraftvolle Technik und mentale Stärke.
Top 8 – Match Play – 16.03.2025 – 954 Pins auf 4 Spiele – Schnitt: 238,5
Sieg 3:1 gegen Marshall Kent (USA)
Ergebnisse: 234 : 178 | 198 : 257 | 264 : 225 | 258 : 244
Über den Gegner: Marshall Kent ist einer der bekanntesten Namen der amerikanischen PBA Tour. Er war mehrfacher Finalist bei Majors und ist für seine variablen Spielstrategien bekannt.
TV-Finale (Top 4) – 16.03.2025
Niederlage gegen Rasmus Edvall (SWE)
Ergebnis: 189 : 204
Über den Gegner: Rasmus Edvall, Teil des schwedischen Nationalkaders und späterer Sieger des Turniers.

Viper Pattern
06.–07.03.2025
2544 Pins auf 12 Spiele
Schnitt: 212,0
Platz 104
Das Ölbild:
Das Viper Pattern ist rund 37 Fuß lang und verlangt präzises Spiel über die Außenbahn. Kleine Ungenauigkeiten werden schnell bestraft, da der Fehlerraum gering ist.
Einordnung:
Mit einem soliden Schnitt über 210 blieb Tobias in Reichweite zur oberen Hälfte des Feldes – insbesondere angesichts des hochklassigen Teilnehmerfeldes.

Chameleon Pattern
08.–09.03.2025
2665 Pins auf 12 Spiele
Schnitt: 222,1
Platz 128
Das Ölbild:
Das Chameleon Pattern (39 Fuß) ist bekannt dafür, dass sich die Spielweise im Laufe der Serie stark verändern muss – daher der Name. Es fordert Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit.
Einordnung:
Tobias erzielte hier denselben Schnitt wie auf dem Scorpion Pattern – eine starke Leistung! Dass es dennoch nur zu Platz 128 reichte, zeigt, wie dicht das Feld in diesem Format beieinander lag. Die hohe Konkurrenzdichte führte dazu, dass kleinste Schwankungen in der Pinzahl große Auswirkungen auf die Platzierung hatten.

Shark Pattern
10.–11.03.2025
2401 Pins auf 12 Spiele
Schnitt: 200,1
Platz 155
Das Ölbild:
Mit 44 Fuß ist das Shark Pattern das längste der Serie. Es zwingt die Spieler dazu, weiter innen zu spielen – mit höherer Ballgeschwindigkeit und viel Rotation. Nur wer hier den richtigen Übergang findet, kann konstant scoren.
Einordnung:
Tobias hatte auf diesem langen Pattern sichtbar zu kämpfen – wie viele andere auch. Der Schnitt knapp über 200 spiegelt die Schwierigkeit des Ölbilds wider. Dennoch blieb er auch hier konkurrenzfähig.
🧮 All-Event Gesamtwertung
10273 Pins auf 48 Spiele
Schnitt: 214,0
Platz 104
Fazit:
Ein Schnitt über 210 bei einem internationalen Top-Event über vier anspruchsvolle Ölbedingungen ist ein starkes Gesamtpaket.
Tobias Börding bewies bei der World Series of Bowling XVI in den USA eindrucksvoll, dass er zur internationalen Spitze gehört.
Die WSOB XVI war besetzt mit absoluten Superstars des Bowlingsports wie:
- EJ Tackett (USA) – aktueller Weltmeister und PBA-Seriensieger
- Jason Belmonte (AUS) – 15 Majors, mehrfach „Player of the Year“
- Anthony Simonsen (USA) – jüngster Spieler mit mehreren Majors
- Dom Barrett (ENG) – Titelträger auf allen Kontinenten
Tobias hielt nicht nur mit – mit siegen gegen die Topstars BJ Moore und Marshall Kent, beide mehrfach ausgezeichnete PBA-Profis zeigte er klar seine internationale Klasse.